Wie Leistungssportler, so müssen auch Profimusiker Tag für Tag stundenlang trainieren. Wir haben uns daher auch auf die Bedürfnisse von Musikern spezialisiert.
Wie Leistungssportler, so müssen auch Profimusiker , aber auch Amateurmusiker Tag für Tag stundenlang trainieren. Das gilt in verstärktem Maß für Streicher und Pianisten. Doch obwohl Berufsmusiker in arbeitsmedizinischer Hinsicht als Hochrisikogruppe gelten, haben sich bisher nur wenige Ärzte und Physiotherapeuten mit ihren speziellen therapeutischen Anforderungen beschäftigt.
Musikermedizin. Was ist das?
Als Facharzt widme ich mich auch dem Spezialbereich der noch sehr jungen orthopädischen Musikermedizin. Dabei biete ich besondere Formen von Diagnostik und Behandlung, die sich nach den spezifischen körperlichen Belastungen beim Musizieren richten. Da ich früher selbst ein Instrument gespielt habe, kann ich mich in Musizierende gut einfühlen. Für optimale medizinische Ergebnisse kommt es auch hier auf den ganzheitlichen Ansatz unter Einbeziehung weiterer Fachbereiche an.
Durch stundenlanges Üben mit ständig wiederkehrenden Bewegungsmustern werden je nach Instrument unterschiedliche Muskelgruppen einseitig trainiert, was kurzfristig zu muskulären Verspannungen oder myofaszialen Syndromen und mittelfristig zu muskulären Dysbalancen führen kann. Gerade Musiker benötigen Ausdauer, eine gut ausgebildete Muskulatur und einen gesunden Körper, der sie zu musikalischen Höchstleistungen befähigt und Überlastungen vorbeugt.
Egal, ob ein Cellist über zunehmende Beschwerden in der Wirbelsäule oder ein Posaunist über Beschwerden im Kiefergelenk oder ein Violinist über Beschwerden in der Halswirbelsäule klagt, in jedem Fall sollte hier eine ganzheitliche Diagnostik durchgeführt werden.
Ursprünge
Christoph Wagner setzte wesentliche Impulse in der Musikermedizin, als er 1974 das Institut für Musikphysiologie und Musikermedizin an der Hochschule für Musik und Theater in Hannover gründete. Seit längerem gibt es solch ein Institut auch in Freiburg, dieser Tage wurde eines in Düsseldorf eröffnet.
Typische Beschwerden von Musikern in der orthopädischen Praxis:
- Rücken- und Nackenbeschwerden mit Verspannungen (Bandscheibenvorfall, Blockierungen, muskuläre Schwäche, craniocephale Dysfunktion, craniovertebrale Dysfunktion, Arthrosen der kleinen Wirbelgelenke etc.)
- Schulterbeschwerden (Rotatorenmanschettensyndrom, Engpaßsyndrom, Kalkschulter,Sehnenentzündungen etc.)
- Ellbogenbeschwerden (Tennis-/Golferarm, Sehnenscheidenentzündungen etc.)
- Kieferbeschwerden (Craniomandibulare Dysfunktionen, Knirschen, muskulärer Hartspann etc.)
- Tinnitus, Hörsturz, Gleichgewichtsstörungen etc.
Therapieziel sollte sein, die Ursachen der muskulären Dysbalancen zu identifizieren und zu beseitigen sowie die Folge der Fehlfunktion - den Schmerz - der selbst einerseits auch Ursache der muskulären Fehlfunktion sein kann, andererseits diese auch durch muskuläre Schonung weiter verstärken kann, nachhaltig zu behandeln.
Funktionelle, ganzheitliche Diagnostik mit dem Instrument
Im Rahmen unsere ganzheitlichen Haltungs- und Bewegungsanalyse prüfen wir zunächst die normale Haltung im Stand. Bei Musikern die häufig im Stehen üben und auch vortragen wie z.B. Bläser, Geiger, Gitarristen etc. analysieren wir die Haltung auch mit dem verwendeten Instrument. Hier lassen sich dann oft "falsche" Körperhaltungen oder muskuläre Dysbalancen identifizieren.
Orthopädische Therapieformen für Musiker
Über 70% der Musiker leiden unter gesundheitlichen Einschränkungen, bis zu 85% der berufsspezifischen Erkrankungen sind im Bewegungsapparat lokalisiert. Im Gegensatz zur Sportmedizin ist jedoch die Musikermedizin vielen medizinisch arbeitenden Berufsgruppen noch unbekannt. Viele Beschwerden sind funktionellen Ursprungs und damit bei Erkennung der Ursache auch zu lindern bzw. zu beheben.
Was tun bei Beschwerden?
Bevor es zu Beschwerden bedingt durch eine craniomandibulare Dysfunktion kommt, sollten bereits präventiv mögliche Ursachen erkannt und beseitigt werden.
Hierzu ist eine Untersuchung des sensomotorischen Regelkreises unter Einbeziehung der Kopf- und Fußsteuerung (siehe Diagnostik) sinnvoll. Ergänzt werden sollten diese klinische Untersuchung durch eine Haltungsvermessung mit Beurteilung der Wirbelsäule und des Beckens, des Standes und Ganges sowie einer Messung des Muskeltonus in Ruhe und Belastung der Kiefer- und Kaumuskulatur insbes. des M. temporalis ant. und post., des M. masseters und des M. digastricus.
Bisherige Studien zeigen Zusammenhänge und Wechselwirkungen der bei der CMD gestörten Kaumuskulatur mit Teilen des Schulter-Nacken-Gürtels. Diese Spannungsmessungen der Muskulatur sind deshalb wichtig, da eine erhöhte Muskelspannung ein sog. Overuse-Syndrom bei Musiker auslösen kann.
Neben der Überprüfung des sensomotorischen Regelkreises ist auch die muskuläre Situation in der Halswirbelsäule zu untersuchen. Muskuläre Dysbalancen können zu einer Kopfschiefhaltung und damit zu einer ungleichen Belastung der Kiefergelenke führen. Um dies auszuschließen, ist eine isometrische Kraftmessung der Nackenextensoren sinnvoll (siehe Therapie "Medizinische Kräftigungstherapie).